Landwirtschaft, Klimaschutz und Klimaresilienz

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Die größte Gefahr für die Landwirtschaft ist die Klimakrise, denn der Schutz von Klima, Böden, Wasser und Artenvielfalt entscheidet darüber, ob wir auch morgen noch unsere Nahrung sichern können. Deshalb bilden Klimaschutz und eine Erhöhung der Klimaresilienz – also die Widerstandsfähigkeit gegenüber den Folgen der Klimakrise – die wesentlichen Grundlagen für eine zukunftsorientierte Landwirtschaftspolitik.

Die COP27

Aktuell findet in Sharm El-Sheikh in Ägypten die COP27 ("Conference of the Parties") statt. Dies ist die jährliche Welt-Klimakonferenz der Vereinten Nationen.

Am 12. November war bei der COP27 der "Adaptation and Agriculture Day", der Landwirtschaftstag. Hier ging es unter anderem um die Themen Ernährungssicherung und Transformation der Agrar- und Ernährungssysteme vor dem Hintergrund der Klimakrise. Außerdem wurde die Zukunft der Koronivia Joint Work on Agriculture (KJWA) diskutiert, ein Arbeitsstrang zu Landwirtschaft im Rahmen der Klimakonferenz.

Weitere Informationen finden Sie auf der offiziellen Webseite

Bis 2030 will Deutschland den Treibhausgasausstoß um mindestens 65 Prozent gegenüber 1990 verringern. Das Klimaschutzgesetz sieht vor, die jährlichen Emissionen in der Landwirtschaft bis 2030 auf 56 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente zu reduzieren. Hierfür wurden auch verbindliche jährliche Zwischenziele festgesetzt. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft hat zehn Maßnahmen entwickelt, um sicherzustellen, dass die gesetzlichen Vorgaben für Land- und Forstwirtschaft eingehalten werden.

Diese sind Teil des Klimaschutzprogramms 2030 geworden, welches das Bundeskabinett 2019 beschlossen hat. Das Klimaschutz-Sofortprogramm 2022 unterstützt die Erreichung der gesteckten Ziele und der Umsetzung dieser Maßnahmen nochmals zusätzlich wegen der Ambitionssteigerung nach der Änderung des Klimaschutzgesetzes.

Die Schwerpunkte der Klimaschutzanstrengungen in der Land- und Forstwirtschaft liegen darin, Emissionen zu mindern – und Ressourcen effizienter einzusetzen und damit insgesamt noch nachhaltiger zu produzieren. Außerdem sollen die Kohlenstoffspeicherpotenziale der Land- und Forstwirtschaft gefördert werden.

Die Klimaschutzmaßnahmen im Einzelnen:

  1. Senkung der Stickstoffüberschüsse einschließlich Minderung der Ammoniakemissionen und gezielte Verminderung der Lachgasemissionen, Verbesserung der Stickstoffeffizienz
  2. Stärkung der Vergärung von Wirtschaftsdüngern tierischer Herkunft und landwirtschaftlichen Reststoffen
  3. Ausbau des Ökolandbaus
  4. Verringerung der Treibhausgasemissionen in der Tierhaltung
  5. Energieeffizienz in der Landwirtschaft
  6. Humuserhalt und -aufbau im Ackerland
  7. Erhalt von Dauergrünland
  8. Schutz von Moorböden, einschließlich Reduzierung der Torfverwendung in Kultursubstraten
  9. Erhalt und nachhaltige Bewirtschaftung der Wälder und Holzverwendung
  10. Nachhaltige Ernährungsweisen einschließlich Vermeidung von Lebensmittelabfällen und Programm zur Stärkung der Nachhaltigkeit in der Gemeinschaftsverpflegung der Bundesverwaltung

Weitere Informationen zu den Klimaschutzmaßnahmen finden Sie hier.

Folgende Grundsätze leiten das BMEL bei der Ausarbeitung und Umsetzung der Klimaschutzmaßnahmen:

  • Nur begrenzte Produktionseinschränkung und keine wettbewerbliche Benachteiligung für die Land- und Forstwirtschaft in Deutschland.
  • Nutzung von Synergien zwischen Klimaschutz und Klimaanpassung sowie Ressourceneffizienz.
  • Anknüpfung an bereits beschlossene und Initiierung neuer Prozesse (Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie, Ackerbaustrategie, Luftreinhaltung, Charta für Holz 2.0/ Waldstrategie 2050).
  • Digitale Technologien und Präzisionslandwirtschaft werden helfen, Emissionen zu mindern.

Zahlen Fakten zur Entwicklung der Emissionen in der Landwirtschaft

Um 22,4 22,4 Mio. t CO2-Äquvalente sanken zwischen 1990 und 2021 die jährlichen Emissionen aus der Landwirtschaft. 

Um weitere 1-2 1-2 Mio. t werden sie voraussichtlich bis 2023 sinken.

Der Anteil der Landwirtschaft liegt bei 8 8 Prozent der Gesamtemissionen in Deutschland.

Land- und Forstwirtschaft sind Klimaschützer und gleichzeitig von der Klimakrise betroffen

Zwischen Klimaschutz, Anpassung an die Klimakrise, Ernährungssicherung und Produktion nachwachsender Rohstoffe, einschließlich Holz, bestehen enge Wechselwirkungen. Land- und Forstwirtschaft sind von der Klimakrise betroffen – und gleichzeitig ein wichtiger Teil der Lösung. Ganz ohne Emissionen ist die Produktion von Lebensmitteln und nachwachsenden Rohstoffen nicht möglich. Ziel ist aber, den Ausstoß zu reduzieren, wo immer es möglich ist. Das BMEL fördert intensiv Forschungsprojekte zum Klimaschutz in der Landwirtschaft und - zusammen mit dem BMUV - in der Forstwirtschaft.

Als Folge der Klimakrise werden Extremwetterereignisse zunehmen, die Dürren in den Jahren 2018 und 2019 und das Hochwasser im Sommer 2021 sind ein Beispiel dafür. Das BMEL will der Land- und Forstwirtschaft helfen, sich darauf besser einzustellen. Dazu wurde eine Agenda zur Anpassung von Land- und Forstwirtschaft sowie Fischerei und Aquakultur an den Klimawandel sowie ein dazugehöriges Maßnahmenprogramm erarbeitet. Weitere Informationen zur Klimaanpassung finden Sie hier. Weiterhin wurde Ende 2020 eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe (BLAG ALFFA) etabliert, in der auch das BMUV, die Ressortforschung des BMEL und der Deutsche Wetterdienst vertreten sind. Die Gruppe hat zur Aufgabe, die Umsetzung der Agenda und das Maßnahmenprogramm voranzubringen.

Ausstoß von Treibhausgasen in Deutschland nach Sektoren gemäß Klimaschutzgesetz im Jahr 2021

(in Tonnen CO2-Äquivalente)

Insgesamt: 762 Mio.

  • Energiesektor: 247 Mio.
  • Verkehr: 148 Mio.
  • Gebäude: 115 Mio.
  • Industrie: 181 Mio.
  • Landwirtschaft: 61 Mio.
  • Abfall und sonstige Emission: 8 Mio.

(Quelle: Umweltbundesamt, 15.03.2022, vorläufige Zahlen mit rundungsbedingten Ungenauigkeiten)

Unsere Kohlenstoffsenken: Wald und Boden

Wald und Forstwirtschaft, die Verwendung von Holz in langlebigen Produkten sowie unsere Böden binden klimawirksam CO2. Die besondere Bedeutung des Waldes und der nachhaltigen Forstwirtschaft für den Klimaschutz ergibt sich aus der Höhe des Minderungspotenzials. Der Wald speichert Kohlenstoff – und diese positive Klimawirkung ist bei nachhaltig bewirtschaftetem Wald stärker und vermeidet die Verlagerung von Emissionen in andere Sektoren ( z.B. Herstellung von energieintensiven Baustoffen) oder Länder, aus denen Deutschland Holz importiert (vgl. Gutachten des Wissenschaftlichen Beirats für Waldpolitik beim BMEL zu den Änderungen des Bundesklimaschutzgesetzes). Durch die Verwendung des geernteten Holzes im stofflichen Bereich wird zusätzlicher Kohlenstoff gespeichert, und die Emissionen lassen sich senken. Die Bodenzustandserhebung im Wald liefert die Datenbasis zur Schätzung der Kohlenstoffvorräte in Waldböden. Sie wird von Bund und Ländern an rund 1900 Stichprobenpunkten durchgeführt.

Angesichts der aktuellen dramatischen Schäden im Wald ist es eine vordringliche Aufgabe, die Waldschäden zu bewältigen. Das BMEL hat hierzu ein beispielloses Hilfsprogramm auf den Weg gebracht und zusammen mit den Ländern 1,5 Milliarden Euro bis zum Jahr 2023 bereitgestellt.  Bis 2030 sind zudem Maßnahmen zu verstärken, um die Wälder an die Klimakrise anzupassen. Andernfalls ist der große Beitrag der Wälder zum Klimaschutz nicht zu halten und die gesetzten Klimaziele sind gefährdet.

Ebenso bedeutsam ist der Beitrag der landwirtschaftlichen Landnutzung zum Klimaschutz. Um die Wirkung genau einschätzen zu können, wurde die Bodenzustandserhebung Landwirtschaft  vom Thünen-Institut durchgeführt. Der Boden ist demnach der zweitgrößte Kohlenstoffspeicher nach den Ozeanen. Mehr als zwei Milliarden Tonnen Kohlenstoff sind in den landwirtschaftlichen Böden Deutschlands gespeichert. Der Boden wird aber auch zu einer Quelle für Emissionen, beispielsweise, wenn Grünland in Ackerland umgewandelt wird oder entwässerte Moorböden landwirtschaftlich genutzt werden und damit eine Torfzersetzung einhergeht. Dennoch existiert hier ebenso wie im Wald ein enormes Potential, das es verstärkt zu nutzen gilt. Dafür hat das BMEL verschiedene Modell- und Demonstrationsvorhaben (MuD) sowie Forschungs- und Entwicklungsvorhaben (FuE) auf den Weg gebracht, welche u.a.Möglichkeiten des Humusaufbaus in landwirtschaftlich genutzten Böden über den derzeitig bekannten Wissenstand hinaus eruieren sollen.

Des Weiteren setzt sich das BMEL für Lösungen ein, um Treibhausgasemissionen aus land- und forstwirtschaftlich genutzten Moorböden zu verringern. Dazu zählt etwa die am 20. Oktober 2021 unterzeichnete Bund-Länder-Zielvereinbarung zum Moorbodenschutz, die das BMEL zusammen mit dem Bundesumweltministerium ( BMUV ) und den Bundesländern erarbeitet hat. Ziel der Vereinbarung ist, die jährlichen Treibhausgasemissionen aus Moorböden bis 2030 um fünf Millionen Tonnen CO2-Äquivalent zu reduzieren. Darüber hinaus werden auch Förderangelegenheiten wie MuDs initiiert.

Nachhaltige Ernährungsweisen

Auch unser Konsumverhalten bestimmt die Höhe der Treibhausgasemissionen aus Landwirtschaft und Ernährung. Die Herstellung von Lebensmitteln beansprucht wertvolle Ressourcen wie Boden, Wasser, Energie, Treibstoff und Arbeitskraft und ist mit dem Ausstoß von Treibhausgasen verbunden.

Emissionen aus der Landwirtschaft

Die Treibhausgasemissionen aus der Landwirtschaft bestehen vorrangig aus Lachgas und Methan, die aus natürlichen Prozessen im Boden, bei der Verdauung in der Tierhaltung und der Lagerung von Mist und Gülle entstehen. Diese Gase sind deutlich klimawirksamer als Kohlendioxid, das bei der Verbrennung fossiler Energieträger freigesetzt wird. Die Höhe der Emissionen und Reduktionen wird umgerechnet und in Tonnen von CO2-Äquivalenten angegeben. Damit wird eine Vergleichbarkeit hergestellt.

Mit einer nachhaltigen Ernährung kann somit jeder Einzelne einen Beitrag zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen leisten. Herstellung, Verarbeitung und Transport von Lebensmitteln und deren Vorprodukte unterliegen heute vielfältigen Prozessen, die mit unterschiedlich viel Treibhausgasemissionen verbunden sind. Dies betrifft insbesondere tierische Produkte, aber z. B. auch Produkte, deren Erzeugung oder Transport einen hohen Energieaufwand verursacht.

Immer noch landen zu viele Lebensmittel im Abfall. Lebensmittelabfälle entstehen an jedem Punkt der Wertschöpfungskette, in Deutschland rund 12 Millionen Tonnen im Jahr. Etwa die Hälfte aller Lebensmittelabfälle fallen in den privaten Haushalten an.

Bis zum Jahr 2030 soll basierend auf SDG 12.3 die Menge der Lebensmittelabfälle auf Verbraucher- und Einzelhandelsebene halbiert werden. Das Bundeskabinett der vergangenen 19. Legislaturperiode beschloss im Februar 2019 dazu die Nationale Strategie zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung, die in einem partizipativen Dialogprozess fortlaufend umgesetzt wird. Laut Gutachten der wissenschaftlichen Beiräte für Ernährungs-, Agrar- und Waldpolitik des BMEL ließen sich mit einer Halbierung der Lebensmittelabfälle sechs Millionen Tonnen CO2-Äquivalente an Treibhausgas-Emissionen in Deutschland einsparen. Mit der Initiative "Zu gut für die Tonne" macht das BMEL auf unnötige Lebensmittelverschwendung aufmerksam und gibt Tipps zur Vermeidung von Lebensmittelabfällen. Denn hier können alle Verbraucherinnen und Verbraucher ihren Beitrag für das Klima und unsere Umwelt leisten.

Erschienen am 06. Nov 2022 im Format Basistext

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